Imagination / Karl Stockreiter

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Freuds Theorie der Psychoanalyse basiert auf einer ästhetischen Grundlegung, die aus der Not entsprang, eine Sprache zu finden, die weder im Traum gefangen bleibt, noch sich einem Begriffswerkzeug überantwortet, das die Ansprüche von Phantasie und Realität verfehlt. So schöpfte die Psychoanalyse von ihren Anfängen an aus einer mythologischen und literarischen Bildwelt, um ihren Gegenstand erfassen zu können. Dadurch wandte sich Freud gegen die Sprache der Aufklärung, welche die Produkte der Einbildungskraft aus dem Diskurs der Wissenschaften verstieß und sie in den Bereich des Unseriösen und Literarischen verwies. Insofern Freuds theoretische Schreibweise nicht ohne Vorläufer in der Geschichte ist, lässt sich auch eine latente Tradition der Moderne aufzeigen, deren Vertreter der Einbildungskraft eine Reflexionsmächtigkeit einräumten, die die strikte Grenzziehung zwischen Wissenschaft und Kunst überschreitet. Für dieses Vorhaben sollte sich das Werk des Dichters Giacomo Leopardi als richtungsweisend herausstellen, da er die italienische Literatursprache im 19. Jahrhundert erneuerte, indem er auf die unerlässliche Bedeutung der Illusionen für den Erkenntnisprozess hinwies. Dadurch konnten hier die Denkbilder dieser latenten Tradition der Moderne durch die Analyse gegenwärtiger kultureller Abwehrvorgänge nachträglich lesbar gemacht werden, wobei vor allem mediale und poetische Aspekte für die Bewusstmachung des Verdrängten analysiert wurden.

Karl Stockreiter

Dr. phil., Univ.-Doz., Studium der Philosophie an den Universitäten Berlin und Wien; Habilitation im Bereich der Kulturwissenschaften und Psychoanalyse an der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz; Psychoanalytiker in freier Praxis, Mitglied im Wiener Arbeitskreis für Psychoanalyse (IPA) und der Neuen Wiener Gruppe/Lacan-Schule. Mitherausgeber der psychoanalytischen Zeitschrift „texte“. Forschungsschwerpunkt im Spannungsfeld von Psychoanalyse – Philosophie – Kunst.