Was kann psychoanalytische Theorie zur Erklärung des Massenphänomens der neuen Rechten beitragen?

Die neue Rechte hat alle Merkmale einer Massenbildung, wie Freud sie beschrieben hat. Je größer die Masse, je mehr Mitglieder sie hat, desto deutlicher werden diese Züge.

1921 beschreibt Freud in „Massenpsychologie und Ich-Analyse“, dass es bei der Bildung der Masse wesentlich darum geht, dass die Individuen ein und dasselbe Objekt an die Stelle ihres Ichideals setzen und sich dann miteinander „in ihrem Ich“ identifizieren.  Durch diese doppelte Identifizierung fallen Ichideal und Ich zusammen. Die Spannungen, die normalerweise zwischen den beiden Instanzen herrschen fallen weg. Hemmungen und Rücksichten, Selbstvorwürfe und Mäßigung verschwinden wie durch Zauberhand, ebenso wie Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle.

Das Ichideal ist im Ich aufgelöst: Das ermöglicht ein verführerisches Gefühl des Triumphs; läßt einen quasi manischen Sog entstehen, gegen den das Kraut der Vernunft keine Chance hat.

Das Objekt, das dieses triumphale Genießen eines Zustandes der Mangellosigkeit, des Nicht-Gespaltenseins, des Einsseins („wir sind das Volk!“), ermöglicht, kann ein Führer oder eine Idee sein; der Haß gegen bestimmte Personen wirkt ebenso einigend und eine Gefühlsbindung hervorrufend, wie die Bewunderung für das Ideal.

Dieses berauschende Gefühl der Macht, die Affektsteigerung, der Verlust der individuellen Abgrenzung, erlaubt ungehemmten Lustgewinn und reuelose Befriedigung des Aggressionstriebes.

Der unheimliche, zwanghafte Charakter der Massenbildung zeugt von der Abkunft von der „Urhorde“: „Die Masse will von unbeschränkter Gewalt beherrscht werden“ und durch Identifikation an ihr teilhaben. Der Urvater wird zum Massenideal.

Um den Zusammenhalt zu stärken werden Abfallobjekte oder Sündenböcke gebraucht. Einigend und die Gefühlsbindung verstärkend ist der Haß gegen bestimmte Personen oder Institutionen. Da gibt es reichliches Angebot: die „Altparteien“, das „System“, die Flüchtlinge, der Islam, usw.

Freud 1921!, bezüglich der Ermöglichung der Befriedigung des Aggressionstriebes: „Das überall versprengte Volk der Juden hat sich in dieser Weise anerkennenswerte Verdienste um die Kulturen seiner Wirtsvölker erworben.“

Freud scheint auch die NLP-Rhetorik schon geahnt zu haben: „Wer auf die Masse wirken will, darf keine logischen, abgemessenen Argumente nennen, muß übertreiben und immer das gleiche wiederholen.“

Mit Le Bon beschreibt Freud die Masse als leichtgläubig und kritiklos, sie kennt keine Zweifel und keine Ungewißheit, geht sofort bis zum Äußersten; ein Keim von Antipathie wird zu wildem Haß. Güte wird als Schwäche ausgelegt. Logische Widersprüche erzeugen keinen Konflikt. Worte haben magische Kraft, der Unterschied zwischen Wirklichkeit und Unwirklichem / Phantasie verschwindet. Das Gewissen ist außer Kraft gesetzt, man kann ungestraft mit den Wölfen heulen…

Hier findet sich ein deutliches Bild der neuen Rechten wieder: FPÖ, Identitäre, AfD, usw.

Der Zusammenfall von Ichideal und Ich ist auch ein Merkmal der Manie. Der Aufstieg der neuen Rechten wäre somit auch als Umschlag von der Depression in die Manie zu verstehen. Die Depression als gesellschaftliche, politisch-ökonomische Position könnte als Phantasma des Ausgeschlossenseins verstanden werden. Stichworte dazu sind ökonomische und politische Verwerfungen im Zuge von Spätkapitalismus und Globalisierung (des Kapitals), sowie Defizite der repräsentativen Demokratie. Das Gefühl von Ohnmacht, Machtlosigkeit und Wertlosigkeit (zum Beispiel im Zuge der zunehmenden Arbeitslosigkeit) erzeugt Aggression, die sich in rechten Gruppierungen gut und scheinbar folgenlos unterbringen läßt.

Die versäumte Revolution, von der Zizek spricht, die den Aufstieg der Rechten befeuert wäre also, psychoanalytisch gesehen, die Unfähigkeit der Linken diesen Rückzug der politischen Subjekte aus dem öffentlichen Raum und Diskurs zu stoppen, Angebote zu machen, die eine andere Art der Beteiligung ermöglichen.

Da auch die Masse, auch die rechte Masse oder Gruppe, von libidinösen Kräften zusammengehalten wird, noch eine schöne freudsche Anmerkung zum Schluß: Verliebtheit und Neurose, also die Bildung und Ernährung von Symptomen zieht Libido aus der Massenbildung ab und beschäftigt sie anderswo.

Liebe und Neurose sind also Gegenkräfte und schwächen die Aggression und den Furor die mit der Bildung von rechten Massen einhergehen!

12 Kommentare

  1. Ein etwas bizzarer Einfall: Wenn die Individuen ein Objekt AN DIE STELLE ihres Ichideals setzen, dann handelt es sich vielleicht um ein Substitut, das eher einem Idealich entspricht, als einem Ichideal. Ein Ichideal ist in der Regel etwas Erstrebenswertes, das man nicht hat. Ein Idealich die Verwandlung eines mangelhaften, ohnmächtigen Ich in ein Perfektes, ohne die Differenz ertragen zu müssen. Dann wäre es nicht in erster Linie die „Stärke“ Trumps – seine finanzielle Potenz, die Impertinenz im Auftreten Hofers etc., die sich als primus interpares bei der polit. Massenbildung eignet, sondern seine Schwäche – die Idiotie Trumps, seine blöde Frisur etc., bei Hofer seine Gebrechlichkeit in Verbindung mit dem beruflichen Versagertum, seine Argumentationsschwäche – , die aber als etwas selbstverständlich Vollkommenes präsentiert wird, die zur kollektiven Idealichkonstruktion beiträgt. Diese verträgt aber keinen Mangel (Begehren) auf seiten des Anderen.

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  2. Im Auftrag von Georg Gröller veröffentliche ich hier seinen Kommentar:

    Danke, Judith, für den Beitrag – er erinnert drastisch daran, was Massenbewegungen ohne Zweifel ´zu leisten´ imstande sind. Um besser zu verstehen, habe ich mir zwei Fragen gestellt, die eng zusammengehören:
    Erstens, gibt es eigentlich nur destruktive oder auch „gute“ Massenbewegungen? Und zweitens, was sind die besonderen Bedingungen für die Entstehung destruktiver Massen?
    Bei der ersten Frage denke ich vor allem an spielerische, religiöse, politische Rituale (z.B. Fußballspiele), wo ohne Zweifel Massenphänomene eine beträchtliche Rolle spielen, aber auch an den Beginn revolutionärer Erhebungen, wie sie zum Beispiel von Paul Parin über seine Erfahrungen im jugoslawischen Partisanenkampf beschrieben worden sind (Es ist Krieg und wir gehen hin) – der arabische Frühling wäre ein anderes Beispiel dafür.
    Für die Spiele und Rituale trägt wohl die Abgrenzung des Rahmens und ihre Kennzeichnung als Fiktion am meisten dazu bei, dass die Ich-entlastenden und –erhebenden Massenbildungen als begrenzte Ereignisse genossen werden können. Der Beginn revolutionärer Bewegungen dagegen scheint oft dadurch gekennzeichnet, dass es zwar ein überaus starkes Band eines gemeinsamen Ideals gibt – bis hin zum Einsatz des eigenen Lebens –, ohne dass das Ich jedoch dabei ganz im Ichideal aufgelöst wäre – im Gegenteil, das Ideal hat gerade mit einer Befreiung des Ich zu tun, die Einzelnen fühlen sich gerade instand gesetzt, endlich selber zu denken, zu entscheiden und zu handeln. Erst mit fortschreitender Organisierung und Institutionalisierung dreht sich der Spieß dann um und die Eingliederung in den Apparat übernimmt den Platz der Befreiung.

    Bezüglich der Frage der Entstehungsbedingungen destruktiver Massenbewegungen scheint mir Judiths Hinweis auf die Verwandtschaft von Masse und Manie sehr hilfreich: so wie die Manie die Kehrseite der Depression ist, ist die destruktive Masse die Kehrseite der sozialen Depression, d.h. der Erfahrung des Ausgeschlossenseins, der Machtlosigkeit und Wertlosigkeit. Was mir daran besonders wichtig scheint, ist, dass der entscheidende Faktor dieser sozialen Depression nicht die materielle sondern die psychische Verelendung ist! In der heutigen Diskussion scheint mir der Schwerpunkt viel zu oft auf den rein ökonomischen Aspekten der Spaltung zwischen arm und reich zu liegen, Verteilungsungerechtigkeit etc. – diese wirken aber nur insofern schwer, insofern sie psychische Verelendung mit sich bringen, mit anderen Worten, es geht weniger um die Verteilung als um die Gerechtigkeit! Dass materielle Not nicht per se psychisches Elend mit sich bringen muss, zeigt uns wieder zum Beispiel Parins Schilderung der jugoslawischen Partisanenkämpfe, wo selbst Hunger, Kälte und Krankheiten die Moral der Partisanen nicht beeinträchtigt, sondern den solidarischen Zusammenhalt, Idealismus und Kampfeswillen gerade befördert haben. Und andersherum wissen wir, dass das entscheidende Kriterium der Zugehörigkeit zur neuen Rechten nicht materielle Not sondern viel mehr seelische Verwahrlosung und Verrohung ist.
    Zizeks versäumte Revolution wäre daher wirklich das Versäumnis der Linken, „den Rückzug (oder Ausschluss?) der politischen Subjekte aus dem öffentlichen Raum und Diskurs“ nicht gestoppt zu haben“, mit anderen Worten, zugelassen zu haben, dass aus Bürgern Idioten werden.

    Kommentar von Georg Gröller

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  3. „Zizeks versäumte Revolution wäre daher wirklich das Versäumnis der Linken, „den Rückzug (oder Ausschluss?) der politischen Subjekte aus dem öffentlichen Raum und Diskurs“ nicht gestoppt zu haben“, mit anderen Worten, zugelassen zu haben, dass aus Bürgern Idioten werden.“

    Es wäre zu überlegen, wo die implizierte Trennlinie zwischen „Linken“ und „Bürgern“ verlaufen sollte. In meiner Wahrnehmung werden jedenfalls die Linken selbst zu Idioten. Ich denke dabei beispielsweise an Tsipras.

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    1. Mit Bürgern und Idioten beziehe ich mich auf Peter Moeschls ´Privatisierte Demokratie´ (2015), wo er im ersten Kapitel schreibt: „Den gesellschaftsbildenden Wert von Demokratie haben bereits die alten Griechen erkannt, sie haben die um das Gemeinwesen bemühten Bürger als „polites“ gewürdigt. Hingegen wurden die sich der öffentlichen Mitbestimmung Entziehenden als „idiotes“ bezeichnet.“ Idiotes heißt im Griechischen zunächst einfach Privatmann, einer der nicht öffentlich lebt!

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  4. Noch eine Bemerkung zur Rolle des Überichs bei der Massenbildung. Wie erwähnt: Bin ich empfänglich für die Masse brauche ich eine Figur (abgesehen von der akephalen Masse bei Canetti), die als Objekt mein Ichideal substituiert. Dieses Objekt ist kein Ichideal. Was ist es dann? Die Figur muß mir ähnlich sein, aber zusätzlich ein gewisses Etwas haben. Dieses Etwas ist nicht Macht oder Größe. Hätte Hitler dem arischen Ideal entsprochen, wäre er nicht der „Führer“ geworden. Worin besteht dieses Etwas?. Vielleicht hilft hier die Unterscheidung von negativer und positiver Selbstliebe, die PHILAUTIA bei Aristoteles (Nikomach. Ethik, IX), weiter. Das Objekt ist meine fehlende positive Selbstliebe. Der „Führer“ ist MEIN „Führer“. Er ist das Objekt, welches meine negative in eine positive Selbstliebe umwandelt.
    Im „Mann ohne Eigenschaften“ behandelt Musil die Geschwisterliebe zwischen Agathe und Ulrich. (Übrigens ist das der immanente Grund, warum der Roman kein Ende finden kann).
    „Agathe zu Ulrich: „Nun wollen wir unsere Nächstenliebe prüfen. Wie wäre es, wenn wir einen von diesen zu lieben versuchten wie uns selbst?“
    „ich liebe mich nicht!“ widersprach Ulrich.
    „Dann ist es wenig schmeichelhaft, was du mitunter sagst, daß ich deine in eine Frau verwandelte Selbstliebe sei!“
    Oh, nicht doch! Du bist meine andere Selbstliebe, die gute!“

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  5. lieber Karl,
    ich bin mit deiner ersten Anmerkung ganz einverstanden! was deine neueste Replik betrifft, bin ich nicht ganz sicher.
    Freud hat ja in der Massenpsychologie nicht zwischen Ich-Ideal und Ideal-Ich unterschieden. Mir kommt es so vor, als ob da, im Nachhinein, (das heißt auch wenn wir mit Lacans Präzisierung zwischen imaginärem Ideal-Ich und symbolischem Ich-Ideal unterscheiden können und damit besser verstehen, was im Einzelnen vor sich geht), diese Unschärfe auf meinen Untersuchungsgegenstand besser zutrifft.
    Bei den identifikatorischen Prozessen der Neuen Rechten handelt es sich meiner Meinung nach um eine Hybridbildung von Ich-Ideal und Ideal-Ich. Die Hülle, die Verkörperung des Objekts, das den Sack zusammenhält, hat Anteile von beiden Idealen; auch wenn das Imaginäre vorherrscht, auf eine rudimentäre Art und Weise gibt es auch einen symbolischen Gehalt. Der besteht meiner Meinung nach hauptsächlich darin, dass da eine Figur – mit auswechselbaren Protagonisten – sich alles erlauben kann, über dem Gesetz steht, für nichts haftbar ist, es dem Establishment, denen da oben, heimzahlt, und nicht dafür haftet.
    Die Anziehungskraft liegt eben darin: Aggressionslust, Zerstörungswut mit dem eigenen Opferstatus zu paaren.
    Es geht keineswegs um die „Sorgen der Bürger“ (wahlweise auch Menschen genannt).
    Sondern darum die Ohnmacht loszuwerden. Oder nicht ganz: sich als ohnmächtig darzustellen und gleichzeitig ungestraft denen, die als mächtig erlebt werden, ans Bein zu pinkeln, auch, wenn das einigen das Leben kostet.
    Alle Anderen dienen in diesem Szenario nur als Munition, werden verdinglicht….es braucht Feinde, die diese Masse zusammenschweißt: das sind die Anderen, Fremden, Ausländer, Flüchtlinge.

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    1. Liebe Judith, ich habe deinen Kommentar erst jetzt entdeckt. Die Verschränkung von Ichideal und Idealich wäre wirklich noch zu diskutieren. Zurzeit kann ich mir noch kein Bild davon machen. Die begriffliche Unterscheidung kommt bei Freud tatsächlich nicht vor, aber das ist ein Nachteil und zwar nicht nur in klinischer Hinsicht. Das Ichideal setzt vorrangig an die Objektlibido an, auch wenn es narzißtische Anteile gibt, wie z.B. bei „Verliebtsein“. Das Idealich setzt an der Ichlibido an. Vielleicht kann man sagen, daß die stalinistische Diktatur einem pervertierten Ichideal verpflichtet war – die sowjetische Funkionäre applaudierten nach einer eigenen Rede nicht sich selbst, sondern der „sowjetischen Idee“, während der NS ganz einem Idealich unterstand. Während ersteres einen „Klassenfeind“ benötigt, „Erziehung“ zum (pervertierten) ichideal propagiert und zur Paranoia der Staatsaparate führt, braucht letzteres den Anderen, der sich vom kollektiven Idealich unterscheidet als „Volks“feind.

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  6. „…eine Figur […], die als Objekt mein Ichideal substituiert. Dieses Objekt ist kein Ichideal. Was ist es dann? Die Figur muß mir ähnlich sein, aber zusätzlich ein gewisses Etwas haben.“

    Ich könnte mir vorstellen, dass es sich dabei um die Ver-Führung handelt, die durch Aufrichtung eines Feindbildes (vgl. die Sündenböcke im Eingangsbeitrag) bewerkstelligt wird: Im Feindbild wird bekämpft, was nicht ertragen wird. Das wären dann beispielsweise eigene Minderwertigkeitsgefühle.

    Und genau dafür wird man ja vom „Führer“ gelobt/“geliebt“. Für mich erklärt sich damit viel von der Macht der Feindbild-Dynamik – das Feinbild steht dann für alles, was in der individuellen Biographie eine störungswertige Wirkung entfaltet, beispielsweise im Kontext des Aufkommens des deutschen Faschismus: Den (unbewältigten) Verlust des Vaters im Krieg etwa, hat „der Jude“ verschuldet.

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  7. Ja. Doch das Feindbild scheint mir ein abgeleitetes Phänomen zu sein, und zwar der Idealich-Bildung. Wozu ist ein „Führer“ gut? Dafür, daß er mir meine mir unerträgliche Mangelhaftigkeit abnimmt. Wodurch? Indem er Mängel, wie die meinen, mit einer Verve vorträgt, als wäre es nicht ein Mangel, sondern die pure Mangellosigkeit: die an Lächerlichkeit grenzenden Auftritte Hitlers, die Unbildung und Argumentationslosigkeit Hofers, sein Versagertum, die Kriminalität Trumps, etc. Dieser zur Idealbildung erhobene Mangel, wodurch dieser zugleich durchgestrichen wird, verträgt nicht die Konfrontation mit einem realen Mangel (der ja auch ein Begehren in sich trägt): die Hilfesuche von Flüchtlingen, die Formen des Genießens und Begehrens von anderen, die sich von mir unterscheiden – und die dadurch zu Feinbildern werden

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  8. Lieber Karl Stockreiter, ich würde da noch ein Stück Biographie unterbringen wollen. Einem solchen Führer folgt wohl sehr wahrscheinlich jemand, der beispielsweise durch eine entsprechende, beispielsweise autoritäre Erziehung, ein Stück verdrängte Aggression und Wut gegen die Erziehungsperson(en) im Feinbild unterbringen kann – und dafür vom Führer auch noch gelobt wird. „Der Jude“ steht dann nicht nur für den Mörder des (im 1. Weltkrieg) verlorenen Vaters, sondern auch für einen autoritären Vater, der unbedingten Gehorsam einforderte. Ich habe aktuell keine Idee, wie das theoretisch zu fassen wäre und frage mich, ob der Stalinismus sich bezüglich einer Eignung für die eine oder andere Variante vom Nationalsozialismus unterscheidet.

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  9. Ich beziehe mich dabei noch einmal auf den Freud der „Massenpsychologie“: die (temporäre) Aufhebung des Unterschieds zwischen Ichideal und Ich (eigentlich Ideal-Ich)ermöglicht etwas Unmögliches. Man ist dadurch Urvater und Opfer in einem und kann endlich die Spannung abreagieren.
    Die Spaltung des Subjekts scheint aufgehoben.
    Die gespaltenen, mangelhaften und begehrenden Anderen müssen daher vernichtet / bekämpft werden.
    Pegida in Dresden hat geschrien: „Wir sind das Volk!“
    und die Gegendemonstranten skandierten: „Wir sind die Mauer, das Volk muss weg!“
    Die Juden eignen sich vielleicht auch deshalb besonders als Projektionsfläche für diese Art der Aggressionen, weil sie beides zu erfüllen scheinen: sie sind die Habenichtse und die Reichen…

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